Angedacht

Gesichter
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Angedacht

Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland,
Ein Birnbaum in seinem Garten stand,
Und kam die goldene Herbsteszeit
Und die Birnen leuchteten weit und breit,
Da stopfte, wenn's Mittag vom Turme scholl,
Der von Ribbeck sich beide Taschen voll.
Und kam in Pantinen ein Junge daher,
So rief er: »Junge, wiste 'ne Beer?«
Und kam ein Mädel, so rief er: »Lütt Dirn,
Kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn.«

Kennen Sie Theodor Fontanes Gedicht, das so schön in die Erntezeit und in den Herbst passt? Es geht noch weiter. Als der alte gütige Herr von Ribbeck stirbt, handelt sein Sohn ganz anders. Er ist geizig, setzt einen Zaun um den Birnbaum und behält alles für sich. Zum Glück hat der alte Herr von Ribbeck vorgesorgt. Sein letzter Wunsch, dass man ihm eine Birne mit ins Grab gibt, geht in Erfüllung und so wächst auf seinem Grab nach einigen Jahren ein Birnbaum, der wieder Früchte für alle bereithält. Sein Baum bleibt ein Segen für viele über seinen Tod hinaus.
So unterschiedlich kann man mit Besitz umgehen: Man kann alles für sich behalten oder es mit anderen teilen. Wer teilt, erfreut andere und ist dabei selbst glücklich. Der alte Herr von Ribbeck wird von den Menschen seines Dorfes geliebt und mit Trauer begraben. In einer ähnlichen Erntegeschichte im Neuen Testament wird der reiche Kornbauer, der alles in seine Scheunen sammelt und für sich behält, mit „Du Narr“ beschimpft und stirbt.
Ein Mensch, der in sozialen Netzwerken literarische Texte teilt, stellt fest, dass insbesondere dieses Gedicht über den Herrn von Ribbeck von Fontane besonders oft geteilt und gelikt wird. Also haben viele Menschen ein Gespür dafür, wie schön es ist, wenn man seinen Reichtum mit anderen teilt. Und wie schäbig es ist, wenn man alles für sich behält.
Das lässt doch hoffen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre Birgit Niehaus, Pfarrerin