Angedacht

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Angedacht

„Und abermals sage ich: Freuet euch!“ (Philipperbrief 4,4)

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie lesen Zeilen eines evangelischen Pfarrers. Im Gottesdienst hören wir Sonntag für Sonntag aus dem Evangelium, was auf deutsch „Frohe Botschaft“ heißt. Wo aber ist die Freude in unserer Kirche, in unserer Gesellschaft, in unserer Zeit? Sind wir Evangelische Menschen, die Freude ausstrahlen?

Zugegeben wir leben in Zeiten, die vielen einen getrübten, pessimistischen, ängstlichen, sorgenvollen Blick nahelegen. Doch sind es nicht gerade die schweren Zeiten, die uns lehren, an der Freude umso mehr festzuhalten? Nicht als Ausflucht aus dem Leben mit seinen Krisen, sondern als Ausgleich und Orientierung, wofür die Krisen da sind: Nicht, um das Leben zu beschädigen, sondern um Entwicklung, neue Perspektiven und neues Leben zu ermöglichen. Stellen Sie sich das einmal vor: Wir würden jedem Konflikt als Herausforderung begegnen, die uns auf das in uns und unserer Gesellschaft aufmerksam macht, was fehlt und was zum Leben kommen will? Die also neue Perspektiven, neues Leben und neue Freude verheißt?

Grund dieser Freude ist Gott, der sich über uns Menschen, ja, über all seine Geschöpfe unbändig freut. Und der diesen Perspektivwechsel par Excellence mit seinem Leben und Sterben vollzieht. Am Ostermorgen verkünden die Frauen „voll Freude“ und „voller Furcht“, – ja, beides gehört zusammen – dass der Tod nicht das Ende ist, sondern ein Tor zu neuem Leben. Wir Christinnen und Christen sind also Zeugen der Auferstehung in allem, was nach Ende, Niederlage, Scheitern und Tod aussieht. Außerdem hat er in uns die Freude angelegt. Wie der Theologe Jürgen Moltmann schreibt: „Wir sind für die Freude geschaffen. Wir werden für die Freude geboren.“

Wenn das so ist, ist es ein Gottesdienst – also ein Dienst an Gott und umgekehrt, ein Dienst Gottes an uns – dass und wenn wir uns freuen. Wunderschön beschrieben in einem Lieblingsgedicht von Mascha Kaleko:

„Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehen
Und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
Wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
– Dass Amseln flöten und dass Immen summen,
Dass Mücken stechen und dass Brummer brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen.
Dass Spatzen schwatzen. Und dass Fische schweigen.

Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht
Und dass die Sonne täglich neu aufgeht.
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
Gefällt mir wohl. Da steckt ein Sinn dahinter,
Wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich. Das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter:
Die Diele blitzt. Das Feuer ist geschürt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
Die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
– Weil er sich selber liebt– den Nächsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt, und neu!
Ich freue mich, dass ich ... Dass ich mich freu.“

Ein Grund der Freude ist auch unser Gemeindefest mit Festgottesdienst, Festbetrieb mit Gegrilltem und Salaten, Kaffee und Kuchen und einem Stück für Groß und Klein „Der Planet der Hasen“ vom 12 Stufen-Theater jetzt am Sonntag, 5. Oktober ab 10:30 Uhr in der Paul-Gerhardt Kirche, Paul-Gerhardt-Str. 9 in Haibach.

Herzliche Grüße und Einladung zum Mitfeiern und Mitfreuen!
Ihr Pfarrer Matthias Leibach